Aus der Geschichte heraus smart werden, oder was ist die Dialog City?

Im Gespräch mit Dr. Joachim Kemper, Leiter des Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg.

In dieser Episode des Smart and the City Podcasts sprechen wir mit Joachim Kemper über das Thema Digitalisierung von Kultureinrichtungen, insbesondere in Städten. Joachim Kemper stellt das Projekt Dialog City vor, das darauf abzielt, die digitale und analoge Welt zu kombinieren und die Menschen vor Ort einzubeziehen, insbesondere diejenigen, die Ängste vor der Digitalisierung haben. Das Archiv betrachtet die Digitalisierung als Chance, die Vergangenheit zu reflektieren und die Zukunft zu gestalten. Unter dem Begriff Dialog City werden verschiedene Projekte verfolgt, wie das digitale Stadtlabor und der Aufbau eines Citizen-Archivs. Zukünftige Pläne umfassen Künstlerresidenzen, ein Game-Jam und die Einführung eines mobilen analogen Ortes. Dieses Angebot ist in Europa bisher einzigartig.

Foto: Privatarchiv Dr. Kemper

Berufserfahrung in (Stadt-) Archiven führt zu Interesse an Digitalisierung

Bevor Kemper sich für die Digitalisierung in Kultureinrichtungen eingesetzt hat, war er bereits Leiter des Stadt- und Stiftsarchivs in Aschaffenburg. Dort konnte er hautnah Erfahrungen sammeln und nutzt diese heute als Grundlage für seine Projekte. Sein Interesse an Geschichte konnte Kemper im Studium der Geschichte vertiefen.
Für ihn sind Archive „(…) auch ein wichtiger Player (…)“ im digitalen Wandel.

Dialog City und ihre Wünsche für die Zukunft

Im Gespräch wurde klar, dass es Kemper darum geht in die Zukunft zu blicken, ohne dabei die Vergangenheit aus dem Blick zu verlieren. Der Projekt Name „Dialog City“ sei also bewusst gewählt, um einen digitalen Schnittpunkt für Menschen zu schaffen und Vergangenes zugänglicher zu machen. Somit sei die Möglichkeit geschaffen, einen Dialog über analoge Themen zu eröffnen.
Auch Corona habe einen Schub in Richtung Digitalisierung erzeugt. Ziel sei es nicht zuletzt auch Ängste vor der Digitalisierung zu nehmen und Menschen auf diesem Weg zu begleiten. Unterstützt wird sein EU-Projekt durch enge Zusammenarbeit mit dem Amt für Digitalstrategie der Stadt Aschaffenburg.

Verschiedene Projekte im Rahmen von Dialog City

Kemper führt aus das Dialog City nur ein Oberbegriff für viele verschiedene Projekte sei.
Er erklärt das alle Projekte sich gegenseitig stützen sollen und aufeinander aufbauen. Einen besonderen Fokus legt er dabei auf das Stadtlabor, in dem Bürger die Möglichkeit haben Erinnerungen miteinander zu teilen.
Auch hier sei das Ziel des Projekts, einen Neuen Weg einzuschlagen, aus der Geschichte zu lernen und damit die Zukunft zu gestalten.

Bedeutung der Archive für die Gestaltung der Zukunft

Das Projekt Dialog City soll nicht nur alte Informationen präsentieren, sondern auch die aktuellen Geschehnisse aufgreifen und für die Zukunft sichern. Dabei sei es ihm besonders wichtig Bürgerinnen und Bürger zu informieren und ihren Horizont zu erweitern. Das wird in Form von innovativen Projekten und neuen Ansätzen angestrebt, welche auch die Jugend ansprechen. Mitmachräume wie Escaperooms sind dabei enorm wichtig. Auf diese Weise lernen junge Menschen, ohne sich in einer Lernumgebung zu befinden. Das Ganze findet ohne Virtual Reality Brille statt.

Digitalisierung von Archiven und seine Zielgruppen

Neben der reinen Digitalisierung legt Kemper zudem Wert darauf Menschen in der „echten Welt“ abzuholen. Dies könne über gezielte Veranstaltungen erfolgen, oder auch über unterschiedliche Anlaufstellen wie Vereine, offizielle Treffpunkte und das Digitallabor. Dort seien auch Menschen aus verschiedensten Migrationsgruppen zu erreichen. Somit werde eine große Bandbreite an Bürgerinnen und Bürgern angesprochen, die somit einen niedrigschwelligen Einstieg in das komplexe Thema erhalten können.

Geschichtsarchivierung durch KI, Mitmachzone und weitere Ansätze

Kemper sei es wichtig mehr Zeitzeugen zu haben, um für spätere Generationen eine klare Geschichtsvermittlung zur Verfügung zu stellen. Im Digitalladen können Menschen, mit besonderer Story, ihre Geschichten berichten und diese zur Verfügung stellen. Wichtig sei ihm dabei, dass nicht nur Prominente teilnehmen, sondern auch der „Otto-Normal-Verbraucher“. Er möchte, dass sich die Einrichtung der Digitalläden verbreitet. Zukünftig soll es dazu auch mobile Angebote geben, zum Beispiel in Form eines „Digitalbusses“.

Städtepartner und Künstlerresidenzen

Außerdem erläutert Kemper, dass bereits verschiedene Städtepartner involviert sind um das Projekt voran zu treiben. Darunter Aschaffenburg, Graz und testweise eine Stadt in Ungarn. Wichtig ist Kemper, dass Künstlerinnen und Künstler in die Archiv-Arbeit einbezogen werden, um auch die Kreativwelt in historische Kontexte einzupflegen und sie somit auch in Zukunft erlebbar zu machen. Aus diesem Grund konnte bereits ein Projekt in einer Künstlerresidenz in Turin, Italien installiert werden. Fast 100 Künstlerinnen und Künstler nutzten diese Chance, ihre Ergebnisse präsentieren zu dürfen.

Weitere Info

https://digital.aschaffenburg.de/digitalladen
https://digital.aschaffenburg.de
https://aschaffenburgzweinull.stadtarchiv-digital.de/
www.ruhrpodcast.de
www.durian-pr.de


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